Der Hals von innen und außen

Das Griffbrett

Auf dem Griffbrett finden wir eine Menge Bundstäbchen (Frets), Markierungen auf dem Griffbrett (Dots oder Inlays) und Markierungen seitlich am Griffbrett (Side Dots). Die Bundstäbchen werden von einer großen Rolle abgekniffen, dem sogenannten Bunddraht, der eben wie anderer Draht auch gezogen und aufgerollt wird. Bunddraht ist ein T-Profil, wobei der waagerechte T-Strich auf dem Griffbrett aufliegt und der senkrechte in einer Nut im Holz sitzt. Damit er richtig fest sitzt, ist der senkrechte Teil mit einer Art Noppen versehen, die sich in's Holz krallen. Hier ein Bild:

 

Mensur und Bünde

Die Bundstäbchen sind nach einem ausgeklügelten System auf dem Griffbrett verteilt und genau das soll jetzt mal näher beleuchtet werden:

1. Als Mensur bezeichnet man das Maß, auf dem eine nicht gegriffene Saite schwingt, also den Abstand zwischen Sattel und Steg (Fender: 64,7cm, Gibson: 62,9cm, Bässe: meist 86cm).

2. Wenn man eine Saite auf den Bundstab herunterdrückt, verkürzt man die schwingende Saite und der Ton wird höher. Wenn man die schwingende Saite um genau die Hälfte verkürzt (wie das im 12. Bund der Fall ist), erhält man einen genau doppelt so hohen Ton, die Oktave.

Meistens haben die Brückchen am Steg je nach Saite unterschiedliche Abstände zum Sattel. Das hängt mit dem Kerndurchmesser der jeweiligen Saite zusammen. Eine Saite mit größerem Kerndurchmesser (bei Gitarren z.B. die G- und die tiefe E-Saite) hat auch eine größere "Steifigkeit", fängt also erst etwas hinter dem eigentlichen Auflagepunkt an zu schwingen. Deshalb müssen die Brückchen am Steg für diese Saiten auch weiter nach hinten eingestellt werden. Für die Mensurbetrachtung eignet sich daher am besten die Saite mit dem geringsten Kerndurchmesser (bei Gitarren z.B. die hohe E-Saite).

Die Berechnung für die Abstände der Bundstäbchen erfolgt mit Hilfe einer Formel, die als "18 Rule" bekannt ist. Unschwer zu erkennen, dass der Zahl 18 hier eine gewisse Bedeutung eingeräumt wird. Wenn man's etwas genauer haben will, arbeitet man jedoch am besten mit der Zahl 17,817.

Wir gehen in folgendem Beispiel von einer 65cm Mensur aus und greifen zum Taschenrechner. Wir teilen 65 durch 17,817 und erhalten 3,6482. Dieses ist genau der Abstand des ersten Bundes vom Sattel. Der wird von 65 abgezogen, ergibt nach Adam Riese 61,3518. Die werden jetzt wieder durch 17,817 geteilt, macht 3,44344. Das ist der Abstand vom ersten bis zum zweiten Bund. Fünf Stellen nach dem Komma kann natürlich keine Sau anzeichnen, geschweige denn sägen, ein bisschen runden darf man schon. Wer allerdings erst den ersten Bundschlitz einsägt und dann von diesem Schlitz ausgeht und den nächsten anzeichnet, wird spätestens am 12. Bund sein blaues Wunder erleben. Von Schlitz zu Schlitz addieren sich die Ungenauigkeiten und nachher kommt vielleicht doch der eine oder andere Millimeter dabei raus. Also immer vom selben Punkt ausgehen, am besten vom Sattel. Dazu muss natürlich für jeden neu errechneten Bund der bisherige Abstand zum Sattel dazugerechnet werden.

Bei solchen Berechnungen passieren übrigens die dollsten Dinge, daher ein kleiner Tip: am 12ten Bund muss immer die Hälfte der Mensur rauskommen.

Wenn der Abstand von Bund zu Bund gleich A, der jeweilige Abstand des Bundes zum Sattel gleich AS und der zwischen Bund und Bridge gleich AB ist, ergeben sich für eine 65cm Mensur folgende Werte (in cm):

A1 = 3,6482 AS1 = 3,6482 AB1 = 61,3518
A2 = 3,4434 AS2 = 7,0916 AB2 = 57,9084
A3 = 3,2501 AS3 = 10,3417 AB3 = 54,6583
A4 = 3,0677 AS4 = 13,4094 AB4 = 51,5906
A5 = 2,8959 AS5 = 16,3053 AB5 = 48,6947
A6 = 2,7330 AS6 = 19,0383 AB6 = 45,9617
A7 = 2,5796 AS7 = 21,6179 AB7 = 43,3821
A8 = 2,4348 AS8 = 24,0527 AB8 = 40,9473
A9 = 2,2982 AS9 = 26,3509 AB9 = 38,6491
A10 = 2,1692 AS10 = 28,5201 AB10 = 36,4799
A11 = 2,0475 AS11 = 30,5676 AB11 = 34,4324
A12 = 1,9325 AS12 = 32,5 AB12 = 32,5
A13 = 1,8241 AS13 = 34,3242 AB13 = 30,6759
A14 = 1,7217 AS14 = 36,0459 AB14 = 28,9542
A15 = 1,6251 AS15 = 37,6710 AB15 = 27,3291
A16 = 1,5339 AS16 = 39,2049 AB16 = 25,7952
A17 = 1,4477 AS17 = 40,6526 AB17 = 24,3475
A18 = 1,3665 AS18 = 42,0190 AB18 = 22,9810
A19 = 1,2898 AS19 = 43,3089 AB19 = 21,6912
A20 = 1,2174 AS20 = 44,5263 AB20 = 20,4738
A21 = 1,1491 AS21 = 45,6754 AB21 = 19,3247
A22 = 1,0846 AS22 = 46,76 AB22 = 18,2401

Also, wer unbedingt sein Griffbrett selbst schlitzen will, errechnet sich seine Abstände nach dieser Methode, zeichnet immer schön vom Sattel aus an und sägt die Schlitze dann mit einer sogenannten Einstrichsäge (0,6er Blatt).

 

Dots

Der erste Dot sitzt am 3. Bund (also zwischen zweitem und drittem Bundstäbchen), dann einer am fünften, siebten, neunten, am zwölften sogar zwei, und am 15ten, 17ten, 19ten und 21ten wieder einer. Manche haben sogar 24 Bünde auf ihrem Griffbrett, da kommen dann auch nochmal 2 Dots hin. Die Side Dots werden genauso verteilt.

 

Der Griffbrettradius

Die Oberfläche eines Griffbretts ist leicht gewölbt, wie ein Kreisausschnitt. Früher gab es zwei Standards: Fender mit 7,25"-Radius und Gibson mit 12" (" = Zoll, 1 Zoll = 2,54cm).

Kleinerer Radius = mehr Wölbung = bequemer zu spielen, größerer Radius = weniger Wölbung = nicht so bequem, aber die Saiten liegen insbesondere beim Ziehen nicht so schnell auf. Bei größerem Radius kann man also trotz niedrigerer Saitenlage besser ziehen. So haben viele Seriengitarren (besonders die für flinke Finger) schon Griffbrettradien von ca. 15". Manche Hersteller machen sich die Vorteile beider Radien zunutze und stellen die Griffbretter mit einem kleinen Radius bei den unteren Bünden und einem großen bei den oberen Bünden her (Compound Radius).

 

Trussrods

Auch Halseinstellstäbe genannt, liegen unterhalb des Griffbretts und wirken dem Zug der Saiten entgegen. Die meisten Halse würden sich konkav (nach vorn) verbiegen und unbespielbar werden, wenn man nicht die Möglichkeit der Nachregulierung hätte. Bei älteren Jazzgitarren hat man des öfteren diesen Fall. Hier eine Liste der bei uns erhältlichen Trussrods.

Der klassische Trussrod wurde von einem Mitarbeiter der Firma Gibson entwickelt und besteht aus Rundstahl, der auf der einen Seite durch ein angeschweißtes Querstück fest im Holz eingelassen wird und auf der anderen Seite mittels Mutter gespannt werden kann (die Unterlegscheibe muss natürlich auch im Holz eingelassen sein, oder vor dem Trussrodkanal liegen). Damit das überhaupt funktioniert, muss der Trussrod gebogen im Hals liegen und zwar wie in dieser Zeichnung.

Dazu wird eine ballige Nut gefräst, Stab rein und dann den Rest der Nut mit einem passigen Holzstreifen ausgeleimt. Dann erst wird das Griffbrett aufgeleimt. Dreht man nun im Uhrzeigersinn die Mutter, so spannt sie über das Gewinde den Stab, der seinerseits von unten gegen den Holzstreifen drückt und damit den Hals nach hinten wölbt (konvex). Nicht wenige behaupten, dass dieser klassische Trussrod für das klangliche Verhalten am besten sein soll, da er Spannung in den Hals bringt und was schwingen soll, muss halt gut gespannt sein.

Der Einbau des klassischen Trussrods setzt eine gewisse Mindestdicke des Halses voraus, extrem dünne Hälse lassen sich mit diesem System nicht produzieren.

 

Doppel-Trussrods

Zur Veranschaulichung ein kleines Experiment: wir falten ein Blatt Papier genau in der Mitte und halten die beiden zusammengefalteten Seiten zwischen Daumen und Zeigefinger. Wenn wir jetzt das obere Stück Papier mit dem Zeigefinger nach vorne schieben, zieht es die Falz nach unten.

Nach diesem Prinzip funktioniert der Doppel-Trussrod: zwei Stäbe, die an einem Ende fest miteinander verbunden sind (verschweißt, vernietet) und von denen der eine per Gewinde und Mutter gegen den anderen gespannt wird. Bei den beiden Stäben handelt es sich übrigens um einen Flachstab und einen Rundstab. Eingebaut werden diese Trussrods so, dass der Flachstab oben liegt.

Für den Einbau des Doppel-Trussrods braucht man lediglich eine gerade Nut, die von oben mit dem aufgeleimten Griffbrett verschlossen wird. Zieht man die Mutter an, so verzieht sich der Doppelstab und biegt den Hals nach hinten (konvex). Die Saiten sind ja bemüht, den Hals konkav (hohl) zu verziehen und dem soll der Doppelstab entgegenwirken. Ist der Stab entspannt, kann man ihn, theoretisch zumindest, aus dem Hals herausziehen. Durch die gerade Nut lassen sich sehr dünne Hälse damit realisieren.

Dieser Doppel-Trussrod biegt, genau wie der einfache Rundstab, den Hals nur in eine Richtung, entgegen der Saitenspannung. Da Holz aber bekanntlich gerne arbeitet, kann es natürlich, wenn auch selten, passieren, dass sich der Hals im Laufe der Zeit trotz Saitenspannung nach hinten zieht. Dieser Fall ist ziemlich ärgerlich, weil's halt nur noch scheppert und keine vernünftige Saitenlage mehr einzustellen ist.

Abhilfe kann hier ein Doppel-Doppel-Trussrod (Dual-Action Trussrod) schaffen, der vom Prinzip her wie der Doppel-Trussrod eingebaut wird. Mittels einer Mutter mit Innen- und Außengewinde lassen sich diese Trussrods jedoch in beide Richtungen verstellen. Auch diese Trussrods werden so eingebaut, dass der Flachstab oben liegt.

Außerdem gibt's noch sogenannte 2-Way-Trussrods, die auf einem Rundstab basieren, der gebogen eingebaut wird. Hierbei wird die Einstellschraube so trickig eingesetzt, dass sie sich zwar noch dreht, aber selbst nicht mehr in Längsrichtung bewegt. Dreht man nun an der Schraube, wird der Rundstab entweder noch mehr gebogen oder aber gespannt. Auch hier kann der Hals also in beide Richtungen verstellt werden.

 

Halseinstellung

Wie soll eigentlich der richtige Hals aussehen? Ein guter Ausgangspunkt ist folgender: Ohne Saitenspannung mag er schnurgerade sein, mit Saitenzug sollte man am siebten Bund einen knappen Millimeter Luft zwischen Bundstäbchen und Saite haben (Saite aber für diesen Test am ersten und am letzten Bund auf's Griffbrett drücken). Diese Luft am siebten Bund soll der Saite Raum zum Ausschwingen geben, d.h., bei einem unter Saitenzug kerzengeraden Hals ist die Gefahr größer, dass die Saiten auf den Bünden scheppern. Sollte der Hals ohne Saitenzug gerade sein, bei Saitenspannung aber zuviel Luft am 7. Bund haben, so ist die Trussrod-Mutter etwas im Uhrzeigersinn anzuziehen, schön mit Gefühl, immer mit höchstens ein Viertel Drehungen an das Endergebnis herantasten. Nun sollten die Saiten relativ flach einstellbar sein, ohne dass sie scheppern.


Hierbei spielen natürlich auch noch eine ganze Menge andere Aspekte eine Rolle (Saitenstärke, Anschlag usw.). Man darf also ruhig ein wenig rumprobieren, um das persönliche Optimum aus Halskrümmung und Saitenlage hinzubekommen.

Falls die Saiten trotz korrekter Halseinstellung immer noch scheppern, kann das drei Gründe haben:

1. Der Anschlag des Spielers ist so grobmotorisch, dass eh alles zu spät ist.

2. Man versucht eine Saitenlage von einem Viertelmillimeter am 12ten Bund zu erreichen (so eine Art Elch-Test für Gitarren).

3. Einzelne Bundstäbchen entsprechen nicht mehr dem Oberflächenniveau der anderen.

Letzterer Fall ist sicher der bitterste. Manchmal hat man Glück und kann einzelne Bundstäbchen noch etwas "nachklopfen" (dabei unbedingt den Hals an der betreffenden Stelle unterfüttern!). Falls das nichts bringt, müssen leider die Bünde abgerichtet und abgeschliffen werden. Dieses ist für den Geübten eine relativ leichte Angelegenheit, aber wer macht sowas schon regelmäßig?