Neue Bünde

Vorbereitung

Das Griffbrett ist soweit klar, der Bunddraht gekauft, auf geht's! Am einfachsten arbeitet es sich mit abgeschraubten Schraubhälsen, logisch. Instrumente mit geleimten oder gar durchgehenden Hälsen sind halt unbequemer zu handhaben, viel Gerücke und Getue, ehe alles richtig zurecht liegt. Den Bunddraht gibt es bei uns in abgepackten Stücken und als Meterware von der Rolle. Er sollte grob vorgelängt sein, ehe man ihn einpresst. Ein solider Seitenschneider besorgt es. Es gibt auch spezielle Bundzangen, deren Backen vorne bündig sind. Diese sollte man aber für solch grobe Vorarbeiten nicht zwingend nehmen, sondern nur zum bündigen Abknipsen benutzen. Immerhin verkürzt jeder Schnitt die Lebensdauer dieses Werkzeugs! Die in einem früheren Kapitel beschriebene Bundziehzange nimmt man keinesfalls, da man sich sonst die Schneide verhunzt.

Zum Einpressen fertigt man sich am besten einen Pressstempel aus Plexiglas an, der wie auf folgender Skizze aussieht:

Der Plexi-Pressstempel (PP) sollte im Zweifelsfall so geformt sein, dass der Bunddraht auf jeden Fall an den Griffbretträndern bündig auf dem Holz aufsitzt. Den mittleren Bereich kann man später noch mit einem anderen PP nachpressen oder zum Bundierhammer greifen. Die haben Schlagköpfe aus Kunststoff und sind zudem rückschlagfrei. Dann federt's nicht so. Je mehr Übung man hat, umso mehr wird man sowieso dem Hammer frönen. Schön ist auch, wenn man sich seine Standbohrmaschine zur Presse umfunktioniert (siehe nächstes Foto), notfalls tut's der PP natürlich auch mit einem Bundierhammer als treibende Kraft.

Das Einpressen

Wir haben den Hals sinnigerweise mit einem Stück Holz unterfüttert, denn die aufgewendete Pressenergie soll den Draht in den Schlitz pressen und nicht den Hals durchbiegen! Also, das erste Stückchen Draht zart in den ersten Schlitz gelegt. Nun fahren wir unter den PP und drücken per Hebel herunter. Das machen wir Bund für Bund, bis alle drin sind. Welch schönes Bild! Es können sich allerdings schnell Schwierigkeiten in Sachen Tischhöhe ergeben; der PP ist zu weit weg oder näher dran als man geplant hatte. Also lieber erst alles richten und dann mit der Presserei beginnen, kein Stress!

Alles drin, überstehende Enden abzwacken! Dabei aber den Hals gut festzwingen. Man sieht auf dem nächsten Bild diese Exzenter-Holzzwinge, davon sollte eine auch den Kopf des Halses im Griff haben. Außerdem sollte die einem zugewandte Griffbrettkante leicht über der Arbeitsplattenkante vorstehen! Wer kein Geld für Spezialwerkzeug ausgeben will, greift zu einem modifizierten Seitenschneider mit bündigen Schneiden.

Ran an den Draht, den Schneider sanft gegen die Griffbrettkante gedrückt, und zwack! Achtung! Ich sehe plötzlich so schlecht auf dem einen Auge!

Ja, Gefahrenstufe 2, Schutzbrille her.

Es ist kein Scherz, denn beim Abzwacken können die Bundenden geschossartige Eigenschaften entwickeln. Schütze Dich! Weiteres Ärgernis: Diese Mistdinger fliegen einem durch die ganze Werkstatt. Es kommt Freude auf, wenn eine feinst lackierte Gitarre mit solch scharfen Enden in Berührung kommt. Also, höchste Vorsicht! Am besten hält man die abzuzwackenden Enden sowieso irgendwie mit der anderen Hand fest.

Viel besser ist es natürlich, sich für solche Arbeiten mit vernünftigem Werkzeug auszustatten. Es gibt die bereits oben angesprochenen Bundzangen mit den vorne bündigen Backen. Die sind nicht billig, da die Backen speziell gehärtet werden müssen, aber wenn man öfter solche Arbeiten durchführt, sollte man hier nicht an der falschen Stelle sparen. Sehr gut ist auch der Overhang Fret-End Cutter. Das ist eine Bundzange mit einer Art Überbiss. Die obere Backe hat zwei Einbuchtungen für schmale und breite Bünde und presst sich beim Schneiden oben auf die Bünde. Die untere Backe kantet den überstehenden Bundstab dann von unten bündig ab.

So, den Hals noch mal anders herum festgespannt und die andere Seite abgezwackt; ein gewisses Hochgefühl macht sich beim Ungeübten breit! Jeder Bund wird beschaut und gegebenenfalls nachgeklopft oder nachgepresst. Beim Klopfen von außen nach innen vorgehen, sonst kann es passieren, dass der Bund in der Mitte schön rein geht, sich aber außen hebt. Das nervt, weil er dann in den meisten Fällen federt und womöglich gar nicht mehr zurück will.

Fährt man nun mit der Hand über die Bundenden, empfiehlt sich gleich der Griff nach einem Pflaster. Oh Schartigkeit, oh Schärfe! Wir nehmen also eine Feile, am besten eine Bundabrichtfeile, weil die schön gerade ist, und feilen über die Enden, bis auch ein zarter Hauch Griffbrettkantenholz erwischt wird (bei lackierten Griffbrettern besser etwas früher aufhören). Wichtig ist hierbei der Winkel von ca. 35 Grad, man sollte keinesfalls flacher werden, da sich sonst die bespielbare Griffbrettbreite zu sehr verringert. Man hört auch am Sound der Feile, wenn die Holzberührung erfolgt. Vorsicht beim Schrägen im Bereich des Sattels. Gern haut man diesen mit der massiven Feile kaputt! Professionelle Betriebe arbeiten übrigens mit Bundenden-Abrichtfeilen. Da ist die Feile winklig im einem Feilenhalter montiert der aus einem extrem gleitfähigen Spezialkunststoff besteht und sich daher schön leicht und sahnig über die Bundstäbchen bewegt. Diese Feilen garantieren einen einheitlichen Kantenwinkel und es geht natürlich viel schneller.

Zur weiteren Verrichtung verweisen wir auf die Kapitel Bünde abrichten und dergleichen.

Bünde und Binding

Was tun, wenn das Griffbrett eingefasst ist? Wie man die Bünde raus macht, hatten wir ja hinreichend beschrieben. Holen wir uns also einen raus und reproduzieren ihn. Hier gibt es nun zweierlei Möglichkeiten, die dritte wollen wir lieber gleich ablehnen: nämlich die Schlitze einfach durch das Binding hindurch zu sägen und die Bünde dann wie bei einem nicht eingefassten Hals einsetzen. Sauerei, Pfusch, Haftstrafen bis zu zwei Jahren!

Die Bundstäbe sitzen zwischen dem Binding, d.h. das Binding war ursprünglich höher als die Griffbrettoberkante und wurde dann mit einer Ziehklinge auf Griffbrettlevel heruntergeschabt. Kein Witz! So macht man das, und es geht eigentlich ganz einfach.

Man könnte also versuchen, jeden neuen Bund am Schleifstein so zurecht zu schleifen, dass er genau wieder ins Griffbrett zwischen die Bindings passt. Wer sich das zutraut und viel Zeit hat, möge es tun. Die gängige Art eingefasste Hälse neu zu bebunden, ist jedoch folgende: nach dem Entfernen der Bünde schleift man das Binding auf Griffbrettlevel runter, diese kleinen Binding-Huckel werden also weggeschliffen. Dann ist jeder neue Bund so vorzubereiten wie auf nachfolgender Skizze.

Damit der Bund über das Binding lappen kann, muss man den unteren Teil auf ca. 3 mm entfernen. Für Vielbundierer lohnt sich dafür allemal die Anschaffung des Fret-Tang-Cutters, einer Spezialzange, mit der man diese Arbeit auf das Schnellste bewerkstelligen kann. Ein elektrischer Schleifbock tut's allerdings auch. Dabei aber immer das Glas Wasser daneben stehen haben! Erstaunlich, wie heiß das Neusilber werden kann, obwohl man nur so wenig Material wegnimmt. Ein schwarzer Filzschreiber sollte auch zur Hand sein. Man schleift immer an einer Seite weg, hält den Bund ins Griffbrett und markiert von oben, wie weit auf der anderen Seite das Unterteil entfernt werden muss. Getreu der alten Devise: So wenig wie möglich, so viel wie nötig!

Noch ein kleiner Tipp am Rande: Bindingmaterial ist oft aus Zelluloid. Wenn man dieses in kleinste Schnippelchen zerkleinert oder gar beim Binden die Späne, die man mit der Ziehklinge abschabt, in ein Glas mit etwas Aceton gibt, erhält man einen hervorragenden Bindingkleber. Aceton löst das Zelluloid auf und es ergibt sich eine dickflüssige Creme, die bestens klebt. Achtung, das Glas muss gut verschlossen werden, weil Aceton sonst schnellstens verdunstet.

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