Grundsätzliches
In diesem Kapitel geht es nun darum, unser Schmuckstück mittels diverser Feineinstellungen für den täglichen Gebrauch zu optimieren. Dazu gehören:
1. Die Halskrümmung
2. Die Saitenlage
3. Die Oktav/Bundreinheit
4. Die Tremolojustage
5. Die Pickuphöhe
Da es sich bei einigen dieser Punkte um höchst individuelle Dinge handelt, ist es kaum möglich, hier allgemeingültige Grundsätze zu entwickeln. Andererseits neigt der Mensch natürlich auch dazu, sich an Mißstände zu gewöhnen, weshalb ich in den folgenden Absätzen nicht nur meine persönliche Sicht der Dinge darlegen werde, sondern gleichzeitig auch ein paar Faustregeln vorstellen möchte, mit denen man auf jeden Fall nicht völlig danebenliegt. Das Ziel sollte aber für jeden sein, sich soweit mit seinem Instrument auseinanderzusetzen, dass man sein persönliches Optimum an Bespielbarkeit und Handling überhaupt erstmal erkennt und dann natürlich auch erreicht.
Für sämtliche Einstellarbeiten ist es unerlässlich, dass die Saiten vernünftig aufgezogen sind. Lasst mich diese günstige Gelegenheit daher gleich am Schopfe packen um zu diesem Thema ein paar Worte zu verlieren, denn schlecht aufgezogene Saiten sind nicht nur in punkto Stimmstabilität ein wahrer Graus.
Das Aufziehen der Saiten
Folgende drei Arten von Mechaniken sind gebräuchlich:
1. Mechaniken mit gesplittetem Schaft (split shaft)
Bei diesen Mechaniken befindet sich in der Schaftmitte ein Loch, in das man das Saitenende steckt. Da Saiten generell länger als nötig sind, knipst man die Saite ca. 5cm hinter der jeweiligen Stimmechanik ab, steckt das Ende ins Loch, knickt die Saite seitlich in den Schlitz um und fängt dann an zu kurbeln. Die Saite dabei bitte immer so führen, dass sie sich nicht kreuz und quer um den Schaft wickelt, sondern schön sauber Wicklung an Wicklung. Die Saiten müssen so aufgezogen werden, dass sie sich nach unten aufwickeln. So erhält man mehr Druck auf den Sattel und läuft nicht Gefahr, dass einem die Saiten bei heftigem Anschlag womöglich aus dem Sattel flutschen.
Im gestimmten Zustand sollten sich ca. 2-3 Windungen auf dem Schaft befinden
Kleiner Tipp: Bei Strat- und Telemäßigen Kopfplatten beträgt der Abstand zwischen zwei benachbarten Mechanikenschäften ziemlich genau 2,5cm, d.h., bis zum übernächsten Mechanikenschaft sind es nach Adam Riese 5cm. Die tiefe E-Saite wird demnach kurz hinter der D-Mechanik gekappt, die A-Saite kurz hinter der G-Mechanik usw. Die beiden hohen Saiten dürfen auch gerne einen Zentimeter länger sein, da sie sonst aufgrund ihrer geringen Steifigkeit und der erhöhten Gleitfähigkeit (sind ja blank, die Dinger) durchaus schon mal aus dem Loch flutschen können.
2. Mechaniken mit Querbohrung
Hier bitte die Saite durch die Querbohrung stecken, straffen und dann ca. 5cm zurückkommen lassen. Die erste Wicklung legen wir per Hand oberhalb des durchgeführten Saitenendes um den Schaft (das "oberhalb" muss nicht sein, ist aber vom Handling her besser) und knicken das überschüssige Saitenende nach oben um, damit's einem nicht wieder herausflutscht. Danach wird gekurbelt. Dabei bitte die Saite so führen, dass sich die nächsten Windungen unterhalb des durchgeführten Saitenendes befinden. Nachdem die Saite auf Zug ist, kann das Ende abgeknipst werden.
3. Mechaniken mit Locksystem
Hier wird's einem denkbar einfach gemacht: Saite durch die Querbohrung stecken, straffen, mittels Locksystem arretieren, Ende abknipsen, Stimmen und fertig.
Bei Mechaniken unter 1 und 2 muss man sich so eine kleine Technik entwickeln, damit die rechte Hand die Saite unter ein wenig Zug führen kann, während man mit der Linken kurbelt. Das kann nervig werden, wenn einem die Gitarre ständig hin-und herrutscht. Wer keine vernünftige Arbeitsfläche zu Verfügung hat, sollte die Gitarre dazu auf den Schoß legen und mit dem Ellbogen der Saitenführungshand festsetzen.
Neue Stahlsaiten haben die Eigenart, dass sie erstmal ein wenig gedehnt werden müssen bevor sie die Stimmung halten. Jetzt kann man natürlich solange spielen und nachstimmen, bis sich die Saiten ausreichend gedehnt haben, sinnvoller ist es jedoch, diesen Dehnvorgang gleich beim Saitenaufziehen zu beschleunigen. Ich bevorzuge dazu eine äußerst effektive Methode, die es einem sogar erlaubt, Saiten notfalls 10 Minuten vorm Gig neu aufzuziehen ohne dass man stimmungsmäßig totale Katastrophen erlebt.
Der Daumen drückt die Saite vorne nach unten, während Zeige- Mittel- und Ringfinger die Saite hinten 2-3 mal kurz aber beherzt hochziehen. Wenn man diese Technik im Abstand von ca. 10 cm über die gesamte Saitenlänge anwendet, hat man innerhalb kürzester Zeit gut ausgedehnte Saiten und kann ruckzuck losklampfen.
Einstellen der Halskrümmung
1. Der Hals ist stark konkav gekrümmt (Up-Bow). Dadurch erhält man eine zu hohe Saitenlage.
2. Der Hals ist konvex gekrümmt (Back-Bow). Die Saiten liegen fast immer auf und es schnarrt ständig.
3. Der Hals ist schnurgerade. Bei vernünftiger Saitenlage neigen die Saiten zum Schnarren, da sie keinen ausreichenden Raum zum Ausschwingen haben. Der optimal eingestellte Hals muss ganz leicht konkav gekrümmt sein.
Die Saiten erstmal grob stimmen. So hat man die Gewähr, dass jetzt schon mal der übliche Saitenzug auf dem Hals lastet. Das sind bei der Gitarre ca. 70 Kilo, beim Bass ist es noch mehr. Und gerade beim Basshals wird man - wenn man die E-Saite auf dem ersten und dem letzten Bund gleichzeitig herunterdrückt - sehen, dass die Saite im Bereich des 7-ten bis 8-ten Bundes am meisten Abstand zu den Bünden hat. Dieser Abstand sollte nicht allzu groß sein, dennoch brauchen die Saiten auch Raum zum Ausschwingen. Diesen Abstand können wir mit dem Halsverstellstab (Trussrod) regulieren (siehe auch Kapitel "Der Hals von innen und außen").
Zum Checken der Halskrümmung drückt man die tiefe E-Saite auf dem ersten und 15. Bund gleichzeitig herunter. Bei Gitarrenhälsen sollte der Abstand der Saite zum 7ten Bund (Oberfläche des 7ten Bundstäbchens) ca. 0,5mm betragen, bei Basshälsen ca. 1,5mm. Ansonsten hat man die Möglichkeit, die Krümmung des Halses mit dem Trussrod einzustellen. Wird die Trussrodmutter nach rechts gedreht, spannt sich der Hals nach hinten (konvex). Wird die Mutter links gedreht, entspannt sich der Hals, d.h., der Saitenzug zieht den Hals nach vorne (konkav). Wichtig ist, dass die Mutter nur in Viertelumdrehungsschritten gedreht wird, also nach jeder Vierteldrehung mal schauen, ob's nicht schon reicht.
Manchmal ist das Einstellen des Trussrods mit ein wenig Akt verbunden, da sich bei traditionell gefertigten Fender-style-Hälsen die Mutter am Halsende befindet und oft nur im abgebauten Zustand zugänglich ist. Ein kleiner Tipp: Wenn der Hals im unbesaiteten Zustand schnurgerade ist, dürfte man schon ziemlich richtig liegen.
Bei nagelneuen Hälsen kann es sein, dass sich diese im Laufe der Zeit aufgrund des Saitenzuges noch ein wenig konkav krümmen. Man sollte die Trussrodeinstellung deshalb im Abstand von ungefähr 2-3 Wochen überprüfen und notfalls korrigieren.
Darüber, wie gerade ein Hals sein sollte, streiten sich übrigens die Geister. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass eine solche Einstellung nicht nur von der Saitenstärke abhängt, sondern auch von der jeweiligen Gitarre (die Mensur, also die Länge der schwingenden Saite, fließt hier ebenfalls ein). Bei Gitarren, die beispielsweise etwas strammer im Anschlag sind, die Saiten also nicht so stark ausschwingen lassen, kann man den Hals natürlich sehr gerade einstellen, ohne dass man Stress mit irgendwelchem Gezirpe kriegt. Ich empfehle daher jedem, in dieser Hinsicht ganz unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Schließlich gibt es auch Leute, die es ganz toll finden, wenn die Saiten beim Anreißen auf die Bünde schlagen.
Saitenlage
Bei einigen Stegen können die einzelnen Brückchen in der Höhe mit zwei kleinen Inbusschrauben verstellt werden (z.B. bei Vintage Tremolos für Strat oder Schaller 3D6). Manchmal werden diese Brückchen auch mit einer Press-Schraube von oben arretiert und können erst nach dem Lösen derselbigen verstellt werden (z.B. Wilkinson). Bei Gibson-mäßigen Stegen ist die Höhe für jede einzelne Saite meist nicht einstellbar, hier wird der gesamte Steg mit nur zwei Schrauben in der Höhe verstellt. Das Höhenverhältnis der Saiten zueinander ist durch die Wölbung des Steges vorgegeben.
Beim Bass sollten eigentlich alle Saiten denselben Abstand zu den Bünden haben, die Einstellung der Brückchen kann also der Wölbung des Griffbretts entsprechen. Die tiefe E-Saite neigt eher zum Schnarren und kann womöglich etwas höher eingestellt werden.
Bei der Gitarre liegt das etwas anders: Damit hohe E- und die H-Saite nicht beim "Ziehen" aufsetzen (schließlich ist das Griffbrett gewölbt), sollten sie ruhig etwas höher liegen. Die tiefe E- und die A- Saite können aufgrund der stärkeren Ausschwingung ebenfalls ein bisschen mehr Luft vertragen. D- und G- Saite dagegen können recht flach eingestellt werden. Im Endzustand ergibt sich also über die Saiten betrachtet eine etwas flachere Wölbung als die des Griffbretts. Folgende Faustregel kann hier hilfreich sein: Bei einem Griffbrettradius von 7,25" sollte der "Saitenradius" in etwa 9,5" betragen. Ab einem Griffbrettradius von 9,5" gleicht sich der "Saitenradius" dem des Griffbretts an.
Stellt man entsetzt fest, dass die Brückchen am Steg schon so gut wie unten sind und die Saitenlage nach erstem Augenschein schon viel zu hoch ist, so kann man sich zumindest bei geschraubten Hälsen mit einem sogenannten "SHIM" behelfen. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Streifen (Ahorn-)Furnier, der am hinteren Ende der Halsausfräsung zwischen Hals und Body gelegt wird und so einen kleinen Halswinkel bewirkt. Danach liegen die Saiten wesentlich flacher.
Übrigens keine Angst vor Sustainverlust - es wird soviel erzählt!
Tremolojustage
Oh Gott, hierzu kann man ganze Romane schreiben, weshalb wir uns diesem Thema nochmal in einem späteren Kapitel widmen werden. Zunächst nur soviel: Die Federspannung wird mit den beiden Federblechschrauben eingestellt. Je nach Anzahl der Federn (3 sollte man mindestens einsetzen) tremoliert es sich dann schwerer oder leichter.
Oktavreinheit
Eine Gitarre oder ein Bass sind oktavrein eingestellt, wenn der am 12-ten Bund gegriffene Ton gleich dem am 12ten Bund angerissenen Flageaulett-Ton ist. Diesen Ton bekommt man, indem man den Zeigefinger der linken Hand sanft auf die Saite genau über dem zwölften Bund legt (die Saite nur schwach berühren), die Saite sanft anschlägt und IM ANSCHLAGEN den Finger weg nimmt. Es gibt noch mehr solcher Töne, prinzipiell sind sie fast überall, besonders aber über dem 5-ten, 7-ten, 17-ten, 19-ten und 24-ten Bund. Uns kommt es jetzt aber auf den 12-ten Bund an! Ist der gegriffene Ton höher als der Flageaulett-Ton, so muss das Brückchen weiter zurückgestellt werden. Ist der gegriffene Ton tiefer, muss das Brückchen weiter vor (in Richtung Sattel) gestellt werden. Bei der Einstellung der Oktavreinheit kann man sich auch mit einem Stimmgerät helfen, es sollte aber schon ein einigermaßen vernünftiges Teil sein. Die aus der Billigabteilung sind für solch diffizile Arbeiten absolut nicht zu gebrauchen. Viel besser ist es natürlich, das eigene Ohr soweit zu schulen, dass man dieses Tuning nach Gehör durchführen kann.
Nach erfolgter Oktavreinheitseinstellung wird man feststellen, dass die Saitenreiterchen nach einem bestimmten Muster auf der Brücke verteilt sind. Das hängt damit zusammen, weil das Schwingungsverhalten einer Saite in starkem Maße von ihrem Kerndurchmesser abhängig ist. Je dicker der Kern, desto höher die "Steifigkeit". In der Praxis macht sich das so bemerkbar, dass Saiten mit dickeren Kernen erst kurz hinter dem eigentlichen Auflagepunkt anfangen zu schwingen. Und so ergibt es sich, dass die Reiterchen für die G- und die tiefe E-Saite am weitesten nach hinten gestellt werden müssen, schließlich sind das die Saiten mit dem größten Kerndurchmesser. Letztendlich ergibt sich nach der Oktavreinheitseinstellung meist ein ähnliches Bild wie dieses:
PS: Wenn man anstatt einer blanken G-Saite eine mit Umspannung nimmt, muss das Reiterchen natürlich viel weiter nach vorne gestellt werden, da der Kerndurchmesser einer umsponnen G-Saite wesentlich kleiner ist.
Bundreinheit
Die Gitarrenmensur, insbesondere der Abstand der Bünde zueinander, ist eine rechnerisch ermittelte Abstandsfolge. Musik ist ja auch Mathematik - sagen zumindest die alten Meister! Als Indiz für uns mag dafür stehen, dass z.B. die Oktave genau die Mitte der schwingenden Saite ist. Greift man auf der E-Saite im 5-ten Bund das A, so hat man an diesem Punkt genau 1/4 der Saitenlänge. Leider ist es nun so, dass unser Tonalitätsgefühl diese Mathematik nicht ganz mitmacht. Es gibt - auch bei ordentlich gestimmter Gitarre - immer Akkorde, die angenehmer, sauberer klingen, und welche, die nicht so angenehm sind, irgendwie eine kleine Qual für das geschulte Ohr. Vom Klavierstimmer kennt man auch das Problem, dass das Klavier - wenn es nicht von Meisterhand gestimmt worden ist - in bestimmten Tonarten sauber und in anderen unsauber klingt. Ja, und auch bei Gitarre und Bass müssen wir nun versuchen, die tonalen Ungereimtheiten mittels Feineinstellung der Saitenreiterchen in erträglichen Grenzen zu halten.
Haben wir das Instrument erstmal oktavrein eingestellt, so ist das ein guter Ausgangspunkt für eine weitere Optimierung. Von jetzt an führen mehrere Wege zum Ziel, ich persönlich bevorzuge folgenden:
Zunächst werden die Leersaiten der Gitarre gestimmt. Dazu darf man nochmal das Stimmgerät benutzen, welches dann aber tunlichst beiseite gelegt wird. Für die Feineinstellung vertrauen wir bitte nur unserem Ohr! Jetzt auf der A-Saite den Flageaulett-Ton im 12-ten Bund anreißen und auf der G-Saite das A im 2-ten Bund dazu anschlagen (wenn dieser Ton nicht stimmt, G-Saite nachstimmen). Danach wieder Flageaulett-Ton der A-Saite und dazu das gegriffene A der G-Saite im 14-ten Bund. Ist dieser Ton zu hoch (ich meine natürlich höher als die Oktave), muss das Brückchen der G-Saite ein wenig nach hinten geschraubt werden. Ist dieser Ton zu tief, wird das Brückchen nach vorn geschraubt. Hier können schon minimale Veränderungen etwas bringen. Nach jeder Veränderung des Brückchens muss die dazugehörige Saite erneut gestimmt werden. Diesen Vorgang solange wiederholen, bis die beiden gegriffenen Töne 100%ig mit dem Flageaulett der Leersaite übereinstimmen.
Für die Einstellung der H-Saite schlägt man den Flageaulett-Ton der D-Saite im 12-ten Bund an und dazu das D auf der H-Saite im 3-ten bzw. 15-ten Bund, für die hohe E-Saite ist es der Flageaulett-Ton der G-Saite und das gegriffene G auf der E-Saite (3-ter und 15-ter Bund). Für die D-Saite ist es der Flageautt-Ton der tiefen E-Saite und das gegriffene E der D-Saite (2-ter und 14-ter Bund).
Für die tiefe E-Saite und die A-Saite wird's ein bisschen komplizierter, da man keine tieferen Flageauletts mehr hat. Also: auf der tiefen E-Saite das G im 3ten Bund greifen und mit der leeren G-Saite vergleichen, bei Bedarf E-Saite nachstimmen. Dann auf der E-Saite das G im 15-ten Bund greifen und mit der leeren G-Saite vergleichen. Danach das Brückchen der tiefen E-Saite einstellen. Für die A-Saite wird das gegriffene H (2-ter und 14-ter Bund) mit der leeren H-Saite verglichen.
Anschließend spielt man zur Endkontrolle noch ein paar Akkorde, die nur aus Grundton, Quinte und Oktave bestehen, wie z.B.:
Nachdem man sich ein paar solcher Dreiklänge zurecht gelegt hat (natürlich auch welche, mit denen sich die tiefen Saiten überprüfen lassen), wiederholt sich der ganze Nerv unter Umständen von vorne. Besonders in den höheren Lagen hört man eventuelle Unstimmigkeiten innerhalb des Dreiklangs ziemlich gut heraus. Also wieder der gleiche Akt: ist der Ton oben zu hoch - Brückchen minimal zurück, nachstimmen und nochmal checken.
Nach Abschluss dieser Prozedur ist die Gitarre so eingestellt, dass einen zumindest bis zum 14-ten Bund keine Überraschung mehr erwartet. Meiner Erfahrung nach reicht das völlig aus, da hinter dem 14-ten Bund eh fast nur noch Einzeltöne gespielt werden und da verzieht man sowieso meist ein bisschen.
Die Einstellung der Bundreinheit ist mitunter eine recht langwierige Geschichte, aber es lohnt sich! Zumal man das ja nicht täglich machen muss. Sollten sich allerdings die Rahmenbedingungen ändern (andere Saitenstärke/marke, Einstellung der Halskrümmung), kommt diese Tortur wieder auf einen zu, alles muss neu eingestellt werden. Bei alledem bitte darauf achten, dass man die Saiten sauber herunter drückt, also seitlich nicht verzieht. Ach ja, und man führt diese Einstellung natürlich nur mit neuen Saiten durch.
Auch bei gut eingestellter Gitarre wird man feststellen, dass insbesondere bei Dur-Akkorden die gegriffene Terz etwas zu hoch ist. Das ist leider ein grundsätzliches Problem bei Saiteninstrumenten (hängt mit der oben beschriebenen Mathematik zusammen). Das kann man eigentlich nur umgehen, indem man entweder seine Spielweise darauf einstellt oder aber die Gitarre auf die gewünschte Tonart stimmt (kann im Studio recht nützlich sein).
Sonderfall Tele und Les Paul Junior
Bei der klassischen Tele-Vintage-Bridge hat man für jeweils 2 Saiten nur einen Reiter zur Verfügung. Hier muss man entweder Kompromisse eingehen oder man baut sich unsere "Harmony-Saddles" drauf.
Noch schlimmer ist es beim alten Einteiler einer Les Paul Junior. Der lässt sich mit lediglich 2 Längs-Schrauben nur sehr grob einstellen, weshalb Akkorde ab dem 7-ten Bund schon mal leicht schräg klingen können. Wer das nicht ertragen mag, kann über die Anschaffung einer einstellbaren Einteiler-Bridge nachdenken. Sehr gut ist auch unsere kompensierte Harmony-Bridge.
Was ist wenn sich die Gitarre absolut nicht einstellen lässt?
1. Der Sattel ist nicht korrekt gekerbt. Einzelne Saitenauflagepunkte sind nicht am Sattelende, sondern irgendwo in der Mitte (s.Kapitel "Der Sattel").
2. Die Bünde haben unterschiedlich breite Auflageflächen, d.h., einmal neu abrunden bitte.
3. Die Saiten sind Mist. Am besten Rockinger Saiten nehmen :-)
4. Bereits ab Werk sind entweder einzelne Bünde oder die Bridge falsch positioniert (ist beides äußerst selten, habe ich aber schon erlebt).
Kompensierte Sättel
Wer die Sache mit der Bundreinheit auf die Spitze treiben will, kann den Einbau eines kompensierten Sattels (z.B. Earvana) in Betracht ziehen. Hierbei sind, ähnlich einer eingestellten Bridge, die Saitenauflagepunkte etwas zueinander versetzt. Insbesondere die klassischen Wandergitarren-Dur-Akkorde können damit durchaus an harmonischem Glanz gewinnen. Ein über alle Lagen hundertprozentiges Ergebnis wird man allerdings auch hiermit nicht erreicht.
Pickup-Höhe
Grundsätzlich: Je näher der Pickup zum Steg sitzt, desto höher kann man ihn stellen. Je weiter er vom Steg weg ist, um so verwaschener wird der Sound, wenn der Pickup zu nah an den Saiten ist. Bei Pickups mit Polschrauben oder bei aktiven Pickups bleibt es aber in gewissem Rahmen Geschmackssache, also am besten ausprobieren und hören. Humbucker am Steg klingen am fetzigsten, wenn sie ganz nah an den Saiten sind. Bei Pickups mit Einzelmagneten (Vintage Strat-, Tele-, P-Bass- und Jazzbasspickups) gilt Grundsätzlicheres: Deren Einzelmagneten haben bisweilen soviel Anziehungskraft, dass sie die Saiten beim Ausschwingen stören ("Stratitis"). Das kann man gut hören, wenn man die tiefste Saite ca. im 15-ten Bund greift und der angeschlagene Ton unsauber und unklar klingt, man kann es aber auch rein optisch am schwabbeligen Schwingverhalten der Saite erkennen. In diesem Fall ist es unerlässlich, den dafür verantwortlichen Pickup etwas weiter nach unten zu drehen.
Hier ein paar Maßangaben, die als Grundlage für eine weitere Optimierung herangezogen werden können
Hohe E-Saite | Tiefe E-Saite | |
Stegpickup | 1,5mm | 3 mm |
Mittelpickup | 3,5 mm | 5 mm |
Halspickup | 5,5 mm | 7,5 mm |
G-Saite | E-Saite | |
Jazzbass Steg-PU | 4,5 mm | 5 mm |
Jazzbass Hals-PU | 7,5 mm | 8 mm |
P-Bass | 7,5 mm | 8 mm |