Der 5-Way-Super-Switch
Einige Hersteller bezeichnen diese Schalter auch als "Double Wafer 5-Way-Switch" oder "Double Throw", ihnen allen liegt jedoch dasselbe Konstruktionsprinzip zugrunde: es handelt sich ausnahmlos um 5-Weg-Schalter mit doppelter Anschlussplatine, also so eine Art Full-Stack-Switch. Jede dieser Platinen beherbergt zwei voneinander getrennte Schalterebenen, sodass wir insgesamt 4 Ebenen zur Verfügung haben. Diese Erweiterung ermöglicht uns eine ungeahnte Menge von zusätzlichen Schaltoptionen, die mit dem klassischen 5-Way-Switch nicht zu realisieren wäre. Es gibt übrigens auch einen Megaswitch M. Der hat den Vorteil, dass er mit nur einer Platine auskommt und dementsprechend weniger Platz benötigt. Das "elektrische" Innenleben ist jedoch identisch.
Ich finde es macht wenig Sinn, sich hier irgendwelche mehr oder weniger nutzlosen Schaltungen aus den Fingern zu saugen um irgendwen zum Kauf dieses Schalter-Ungetüms zu bewegen. Vielmehr sollte man von einer vorgegebenen Schaltungsproblematik ausgehen und dann die Verdrahtung Schritt für Schritt vornehmen. Also genau so, wie es der praktische Fall gemeinhin erfordert.
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Innere dieses Schalters.
Diese Skizze stellt den elektrischen Aufbau des Schalters dar: 4 Ebenen (bezeichnet mit den Buchstaben A - D), jede mit einem Ausgangspol (0) und 5 Eingangspolen (durchnummeriert von 1 - 5). Das mit den Ein- und Ausgangspolen sollte man allerdings nicht allzu wörtlich nehmen, es handelt sich hier schließlich um einen schlichten Schalter und dem ist es im Endeffekt völlig schnuppe wierum er angeschlossen wird.
Die gestrichelte Linie will uns übrigens lediglich sagen, dass alle Ebenen gleichzeitig schalten (zwecks besserer Übersicht habe ich sie in den nachfolgenden Schaltplänen einfach weggelassen).
Überträgt man diesen Plan auf die Anschlüsse des Schalters, ergibt sich ungefähr folgendes Bild:
Wer seine eigenen Schaltungen entwickeln will, sollte sich diese beiden Skizzen ruhig mehrfach kopieren. In die Obere kann man dann prima die Verbindungen einzeichnen und mittels Buchstabenkennung und Nummerierung als Anschlussplan in die untere Skizze übertragen.
Der praktische Fall
Wir haben eine Gitarre mit 3 Singlecoils und möchten diese wie folgt verschalten:
Position 1: Neck Pickup
Position 2: Neck- und Middle PU parallel
Position 3: Middle- und Bridge PU parallel
Position 4: Bridge Pickup
Position 5: Middle- und Bridge PU in Reihe
Diese Schaltung lässt sich mit einem normalen 5-Way-Switch nicht realisieren, da muss der Super-Switch ran.
Position 1: Neck Pickup
Ooch, das ist ja einfach! Ich wähle A0 als Ausgang und packe den "heißen" Draht des Pickups auf A1. Das schwarze Pickupkabel wird fest mit Masse verbunden. Bingo! Der Neck-Pickup erklingt in voller Kraft!
Position 2: Neck- und Middle PU parallel
Zunächst noch kinderleicht: Damit der Neck PU auch in dieser Schalterstellung läuft, wird A1 mit A2 verbunden. Dem "heißen" Anschluss des Middle PUs spendiere ich erstmal eine neue Schalterebene, rauf auf B2 mit dem Kabel. Außerdem verbinde ich A0 und B0, sonst gibt´s schließlich keine Verbindung zum Ausgang. Und jetzt kommt's: Da der Middle PU später mit dem Bridge PU in Reihe geschaltet werden soll, darf ich ihn nicht fest mit Masse verbinden, nein, ich muss die Masse schaltbar machen. Also noch eine Schalterebene her, schwarzes PU-Kabel auf C0 und dann für diese Schalterposition konkret krass über C2 zur Masse leiten. Noch mal kurz checken........Läuft!
Position 3: Middle- und Bridge PU parallel
Der Halstonabnehmer hat ausgedient, Ebene A hat sich damit erledigt. Der Middle PU soll ertönen, also muss B2 mit B3 verbunden werden. Ohne Masseverbindung kein Sound, deshalb bitte auch C2 mit C3 brücken. Nun kommt der Bridge PU ins Spiel: "heißes" Kabel auf D0 und D3 mit dem Ausgang (A0/B0) verbinden. Das schwarze Kabel des Bridge PUs kann fest mit Masse verbunden werden. Kapiert? Hoffentlich! Notfalls bitte nochmal lesen.
Position 4: Bridge PU
Hier interessiert uns der Middle PU kurzzeitig mal nicht die Bohne, Ebene B und C können also bleiben wie sie sind. Damit der Bridge PU in dieser Stellung läuft, muss allerdings D3 mit D4 verbunden werden. Das war's.
Position 5: Middle PU und Bridge PU in Reihe
Wir kommen zum ultimativen Höhepunkt, quasi dem Eldorado eines jeden Technikers, ja, DIE VOLLENDUNG!!!! Mittels Drahtbrücke von B3 zu B5 wird der "heiße" Draht des Middle PUs auf den Ausgang gelegt. Der schwarze Anschluss des Bridge PUs liegt bereits fest auf Masse. Wer alle vorherigen Elektrik-Kapitel aufmerksam studiert hat, wird bemerken, dass wir nur noch das schwarze Kabel des Middle PUs mit dem "heißen" Anschluss des Bridge PUs verbinden müssen und schon haben wir beide Pickups in Reihe geschaltet. Und dafür reicht eine simple Drahtbrücke von D5 zu C5. Irre!
Der Schaltplan
Damit wir einen idiotensicheren Lötplan vor Augen haben, sollte man sich die Verbindungen der letzten Skizze in den Schalter-Anschlussplan übertragen. Es ergibt sich folgendes Bildchen:
Kleiner Tipp: Die Schalterebenen haben untereinander keinerlei elektrischen Kontakt, es ist also letztendlich unerheblich, welche man als A, B, usw. betrachtet. Wenn es beispielsweise rein lötmäßig praktischer wäre, die B-Ebene nach rechts oben zu legen, darf man das ruhig tun.
Noch'n Tipp: Nicht selten unterlaufen selbst ausgefuchsten Hasen bei solchen Schaltungen Fehler. Bevor man also die Gitarre wieder komplett zusammenbaut, sollte man besser einen kleinen Vorabcheck am Verstärker durchführen (mit dem Schraubenzieher o.ä. zart auf die Polepieces klopfen und prüfen ob die gewünschten PU-Kombinationen auch wirklich "da" sind).
Ach ja: Naturgemäß gibt es bei komplexeren Schaltungen mehrere Wege die zum gleichen Ergebnis führen, also nicht erschrecken wenn die eigene Lösung ganz anders aussieht aber trotzdem funktioniert.
So, das war jetzt mal so eine Art Kochrezept für die Entwicklung einer Schaltung. Vermutlich ist es mir nicht gelungen alles hundertprozentig laiengerecht zu formulieren, aber da müsst Ihr jetzt durch, schließlich ist sowas schon leicht gehobene E-Gitarren-Schaltungstechnik. Die hier dargestellte Vorgehensweise bietet sich übrigens auch bei der Verwendung von Drehschaltern mit mehreren Ebenen an.